Hey Leute,
wir freuen uns und sind motiviert, über das Thema Konstruktivismus zu sprechen. Kommt es nur uns so vor oder scheint das an manchen Stellen ein etwas “sperriges” Thema zu sein? Und wenn ja, was könnten dann die Gründe dafür sein?
Eines was uns vorab immer wieder in unseren gemeinsamen Dialogen beschäftigt hat, ist die Frage, “können wir eigentlich SystemikerIn sein, ohne KonstruktivistInnen zu sein?”
So natürlich das irgendwie eine der wichtigsten Grundlagen unserer systemischen Haltung zu sein scheint, so komplex auf der anderen Seite ist es auch, sich mit dem Thema Konstruktivismus auseinanderzusetzen.
Immer wieder erleben wir im Austausch mit anderen SystemikerInnen, dass einerseits eine bestimmte Faszination zu entstehen scheint, sich mit dem Thema des Konstruktivismus auseinanderzusetzen und ansatzweise verstehen zu können, was damit gemeint sein könnte, andererseits es aber auch manchmal als wenig „sexy“ und etwas sperrig empfunden wird.
Zwischen Erkenntnistheorien und dem intuitiven Auseinandersetzen damit, ist es für uns das Fundament unserer systemischen Haltung. Doch was macht es für uns oft so komplex? Was ist unser Konstrukt von Konstruktivismus? Was bringt uns in die Herausforderung und worin liegen die Chancen und Ressourcen für uns in unserer BeraterInnen- Rolle, aber auch für die Arbeit mit unsere KlientInnen?
Stellt euch vor, wir alle tragen eine Brille, die bestimmt, wie wir die Welt sehen. Der Konstruktivismus besagt, dass unsere Sicht der Dinge stark davon abhängt, welche Brille wir tragen – sprich, unsere eigenen Erfahrungen, Überzeugungen, sozialen Hintergründe und dann aber auch der jeweilige aktuelle Kontext, in dem wir uns befinden tragen dazu bei, wie wir uns unsere Welt konstruieren. Mit anderen Worten: Jeder von uns bastelt sich seine eigene Wirklichkeit zusammen!
Inwiefern ist das interessant und wofür kann diese Sichtweise hilfreich sein?
Es bedeutet erstmal, dass das was wir für die “Realität” halten, für andere ganz anders aussehen kann. In unserer Folge diskutieren wir, wie wir mit diesen unterschiedlichen Wirklichkeitskonstruktionen umgehen können. Besonders spannend wird’s, wenn wir darüber sprechen, wie wichtig Verständnis und Empathie sind, um die Sichtweisen anderer nachzuvollziehen. Wenn wir verstehen, dass unsere Realität konstruiert ist, können wir offener und flexibler auf neue Informationen reagieren.
Es hilft uns auch, unsere eigenen Überzeugungen mal kritisch zu hinterfragen: Warum denke ich so, wie ich denke? Und könnte es auch anders sein? Diese Offenheit ist nicht nur in der Therapie oder Beratung hilfreich, sondern auch im Alltag – sei es in Beziehungen, im Job oder einfach im Gespräch mit Freunden. Wenn es uns gelingt, konstruktivistisch zu denken, dann könne wir uns im besten Fall von „richtig-und- falsch- Mustern oder besser-und- schlechter- Annahmen“ lösen.
Wir selbst empfinden die Diskussionen zum Thema Konstruktivismus unglaublich spannend und bereichernd. Für uns entsteht aus unserem stetigen Austausch dazu, den Auseinandersetzungen und den damit verbundenen Selbstreflexionen die Überzeugung, dass wir als SystemikerInnen KonstruktivistInnen sind und das beides miteinander einher geht. Manchmal fällt es uns dabei leichter konstruktivistisch zu denken und manchmal erleben wir es als herausfordernd. Wie schön, dies auch immer mal wieder feststellen zu dürfen, denn wir alle sind ja nicht unfehlbar und das macht dann ja auch unsere Menschlichkeit aus.
Es kann befreiend sein zu erkennen, dass es keine absolute Wahrheit gibt, sondern viele Perspektiven, die alle ihre Berechtigung haben.
Wie ist das bei Euch? An welche Situationen könnt Ihr Euch erinnern, in denen Ihr gemerkt habt, dass jemand die gleiche Sache ganz anders wahrgenommen hat als Ihr?
Wie geht Ihr damit um, wenn Eure Wirklichkeitskonstruktion mit der eines anderen kollidiert?
Hört rein und teilt gerne mit uns, wie Ihr den Konstruktivismus in eurem Alltag erlebt. Wir freuen uns riesig auf eure Gedanken!
Liebe Grüße,
Tina und Ben